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DAS MÜNZ-

MASS- UND GEWICHTSWESEN

IN VOKDEEASIEN

BIS AUF ALEXANDER DEN GROSSEN

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J. BRANDIS

BERLIN.

VERLAG VON WILHELM HERTZ.

(BE88EBS0HS BUOHHAllDLIJKO.) 1866.

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Vorrede.

Jeder geordnete Handelsyerkehr setzt die Möglichkeit voraus, den Werth der Waare auf allgemein gültige Weise zu bestimmen. Dazu gehört Feststellung ihrer Quantität, ihrer Qualität und ihres Preises. Die Quantität ermitteln wir durch Zählen, Hessen und Wägen, die Qualität durch Yergleichung der vorliegenden Waare mit ihresgleichen, den Preis durch deren Yergleichung mit der Masse aller übrigen Yerkehrsobjecte, indem wir sie höher oder geringer schätzen, jenachdem ihr Yerhältnifs von Nachfrage und Angebot sich zu dem aller übrigen Waaren stellt; Den allgemeinen Werthmesser kann nur immer eine Waare darstellen, diese aber sehr mannigfaltiger Art sein. In Italien und Griechenland hat in einer früheren Culturperiode das Heerdenvieh, in einer späteren das Nutz- metall als Werthausdruck für alle übrigen Gegenstände gedient. Weder das eine noch das andere erfüllt die Forderungen, die der Yerkehr an ein bequemes Zahlungsmittel stellt. Dasselbe mnfs leicht transportabel, darf im YerhältoiTs zu den übrigen Waaren weder zu selten noch zu häufig, im Yerhältnifs zu seinem Werthe weder zu schwer noch zu leicht, muls zu andern Zwecken verwendbar und doch nicht unentbehrlich, möglichst unveränderlich und schwer zerstörbar, und was zum Theil aus diesen Eigenschaften folgt, einen möglichst stabilen Eigenwerth besitzen; über- dies mufs es leicht zu formen und so zu theilen sein, dafs der Werth jedes Theils im Yerhältnifis zu seinem Yolumen bleibt, endlich mufs die Schätzung seiner Quantität und Qualität auf eine möglichst einfache und allgemein gültige Weise erzielt werden können. Stoffe, die diese Bedin- gungen besser erfüllten als Gold und Silber, sind bisher nicht ausfindig gemacht worden. Das Yerdienst, dieselben zu dem bezeichneten Zwecke zuerst verwandt zu haben, gebührt den Orientalen. In ganz Yorderasien finden wir sie bereits in uralter Zeit in allgemeinem Gebrauch. Yen ihrer

jy Vomdo.

YerwendoDg als Eaufmittel bis zn ihrer Yerwandlimg in Geld ist aber noch ein weiter Schritt. Je schneller nnd leichter der Preis der Waare bestimmt werden kann, desto einfacher wird der Verkehr. Es wird darauf ankommen, den Werthmesser so einzurichten, dafs er ebenso wie Zollstock und Pfund selbst nicht weiter gemessen zu werden braucht. So wie Jenes erreicht wird, wenn Hafs und Gewicht gesetzlich festgestellt und diese Be- stimmungen durch die Behörde aufrechterhalten werden, so ist auch hierzu eine höhere Macht nothwendig, welche den Werthmesser normirt und für die Richtigkeit ihrer Normirung bürgt. Der Unterschied liegt darin, dafs Hafsstock und Gewicht nur als solche verwendbar, der Werthmesser da- gegen, wofern er nicht blofses Symbol des dafür einlösbaren Werthes ist, selbst Waare bleibt Bürgt nun der Staat oder ein anderes Institut von hin- reichender Greditf&higkeit für Schrot und Korn der von ihm zu einem be- stimmten Nennwerih als Zahlungsmittel in Umlauf gesetzten Stücke Goldes oder Silbers, so ist jenes Problem gelöst Diese Stücke erhalten damit die Eigenschaft des Geldes. Als blo(se Waare müfsten sie bei jedem Eaufact au6 Neue probirt und gewogen werden, als Geld werden sie gezählt In welcher Form sie in den Verkehr gebracht werden, ob in Barren-, Stangen-, Platten- oder Kugelform ist vollkommen gleichgültig; nur wird ein Zeichen, welches die Garantie ihres Nenn werthes versinnlicht, unerläfslich sein. In den Ruinen von Ninive und Babylon haben sich derartig ge- stempelte Stücke Edelmetalls ebensowenig gefunden, wie in Memphis und Theben. Das Pharaonenreich und die vorderasiatischen Grofsstaaten haben den Gebrauch des Geldes nicht gekannt Dasselbe ist vielmehr eine Erfindung der in Kleinasien angesiedelten Hellenen. Nur die Grundlage war gelegt. Die Edelmetalle circulirten in Vorderasien schon seit uralter Zeit als allgemein anerkannte Werthmesser; Gröfse und Gewicht, vielleicht auch die Form, in der dieselben sich für den Verkehr am besten eignen, waren gegeben, auch die Weise, die Bürgschaft des Staates blos durch Einprägung des Wappens zu bezeichnen, wie wir dies auf den ältesten Münzen finden, war eine alte orientalische Einrichtung und von den Griechen nur zuerst auf« das Geld angewandt worden. Ja die Hellenen waren so abhängig von den in Babylon und Ninive geltenden Normen, dafs sie auch die dort bestehende Doppelwährung, auf der die Festsetzung eines zwiefachen Gewichtsfufses für Gold und Silber beruhte, mit hinüber- nahmen. Die beiden Edelmetalle ergänzen sich als Verkehrsmittel gegen- seitig. Es ist ebenso unbequem sehr grofse Werthe mit Silber, vrie sehr kleine mit Gold zu bezahlen. Allein es ist ein Irrthum, den das Alter-*

Vorrede. y

thnin sehr oft und in der neuem Zeit Frankreich wiederholt hat, Ar die beiden Metalle ein bestimmtes WerthverhUtnils festzusetzen. Wie der Preis aller übrigen Waaren im Verhältnifs zum Golde oder Silber nach dem Mause von Nachfrage und Angebot steigt oder fällt, so schwankt auch der Werth des einen Metalls im Verhfiltnifs zu dem des andern, und es wäre ebenso verkehrt für beide einop festen Tarif bestimmen zu wollen, wie für Getreide oder Vieh, wie for Ländereien oder Gebäude. Wenn dies in der ältesten Münze von Phokaea, wie später in Sardes und Per- sepolis dennoch geschehen ist, so geht das auf Vorgänge zurück, die sich in den vorderasiatischen Grofsstaaten lange vor Erfindung des Geldes nachweisen lassen.

Dies genügt, um zu erklären, weswegen der Geschichte des asiati- schen Mfinzwesens, eine Darstellung der in den dortigen Culturländem herrschenden Gewichts- und Verkehrsverhältnisse vorausgeschickt werden muliste. Da sich aber zeigte, daCs die der ältesten, ja der gesammten heOenischen und orientalischen Münzprägung zu Grunde liegenden Gewichts- nonnen zu einem in sich vollkommen abgeschlossenen Mafs- und Ge- wichtssystem gehörten, so mufste auch dieses in den Kreis der Unter- suchung und Darstellung gezogen werden. Es kann fflr einen jüngeren Forscher nichts Erfreulicheres geben, als ein von einem bewährten Meister mit unzulänglichen Mitteln gefundenes wissenschaftliches Resultat, mit Hülfe neuer Quellen und Beweismittel neu zu begründen und festzustellen. Wenn Boeckh in seinen- metrologischen Untersuchungen bereits vor fast 30 Jahren den Beweis zu ffihren versuchte, dafs alle Mafse des Alterthums aus einer gemeinsamen Quelle abzuleiten und dafs diese in Babylon zu suchen sei, so wird die nachstehende Untersuchung, wie ich hoffe, dies Ergebnils nicht nur bestätigen, sondern auch einen Schritt weiter gehn können und das babylonische Mafe- und Gewichtssystem, das sich bis heute in der Astronomie und selbst in unserer alltäglichen Zeiteintheilung behauptet hat, wenigstens in seinen Hauptmomenten wieder herstellen können. Boeckh's metrologische Forschungen haben ihre eigenthümliche Geschichte gehabt. Während seine Bestimmung des babylonischen und ägi- näischen Talents und des babylonischen Fufses durch umfangreichere Münz- wägungen, durch die Auffindung wohljnstirter assyrisch -babylonischer Originalgewichte und durch Messungen babylonischer und assyrischer Ge- bäude und Steine widerlegt und hierdurch seiner Beweisführung die Haupt- stütze entzogen schien, gewann die Forschung durch Benutzung dieser neuen Quellen zugleich ein Mittel, um das von ihm entdeckte Gesammt-

VI

Vorrede.

resultat auf andere und umfassendere Weise zu b^runden. Es ist die Auf- gabe des ersten Abschnitts dieser Untersuchungen, das babylonische MaTs- und Gewichtssystem, welches die gleiche culturgeschichttiche Bedeutung ffir die alte Welt gehabt hat, wie das metrische System der Franzosen Ar die moderne, in seiner Gesammtheit darzustellen. Der zweite Abschnitt bildet den Uebei^ang zum dritten und behandelt die Geschichte des babyloni- schen Gewichts vor und nach Erfindung des Geldes. Das Geld wird hier vom Standpunkte des Metrologen, im dritten Abschnitt vom Standpunkte des Historikers betrachtet Derselbe f&hrt die Geschichte des asiatischen Htinzwesens von der ersten Mfinzpr^ung in Phokaea bis auf die Zeit Alexanders des Grofsen hinab und stellt die Entwicklung desselben in den einzelnen hellenischen St&dten der kleinasiatischen Küste, seine Fortbil- dung im lydischen und persischen Reiche und den Einfluis der Münz- ordnung des Krösos und Dareios bis zum Unteif;ang der persischen Monarchie dar, wo zuerst innerhalb eines gröfseren Ganzen ein geord- netes Münzrecht Geltung erhielt und alle verschiedenen Fragen, die sich an die Münze als Verkehrsmittel knüpfen, zur Lösung gelangten. Für die Art der Behandlung des Gegenstandes hatte Mommsen in seiner Geschichte des Römischen Mfinzwesens den Weg gezeigt und auch im Einzelnen der Untersuchung durch seine Uebersicht über das asiatisch -griechische Geldwesen im ersten Abschnitt jenes Werkes vor- gearbeitet. Numismatisch waren dagegen nur einzelne Theile dieses grolisen Gebietes in einer den heutigen Ansprüchen genügenden Weise bearbeitet worden. So lagen die Untersuchungen des Herzogs von Luynes über die Satrapenmünzen und das kyprische Geld und Sir Gh. Fellows' Zusammenstellung der lykischen Münzen, aulserdem einzelne Beiträge zur kleinasiatischen Numismatik von Borrell, Bürgen, dem Freiherm v. Prokesch- Osten, Waddington und Leake vor. Für die Localisirung der einzelnen Sorten, die bei der grofsen Mannig&liigkeit von Prigst&tten und bei der Masse aufschriftsloser Münzen für diesen Theil der Münzkunde ganz b^ sonders schwierig ist, war gewissermaßen eher zu viel als zu wenig ge- schehen, eine erneute Prüfung mufste manches vermeintliche Resultat zerstören und die Forschung zur Frage oder zum Zweifel zurückführen; als die erste und unerläfslichste Aufgabe blieb noch die Zusammenstel- lung des ganzen Materials und die Sichtung der einzelnen Münzreihen nach Gewicht und Alter übrig. Beides konnte mit Aussicht auf Erfolg nur durch Untersuchung der in den hauptsächlichsten Museen befindlichen Münzschätze selbst gelingen. Zu diesem Zweck habe ich wiederholt die

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Sammlung des Britischen Museums (1861 und 1868), das Mfinzkabinet der Biblioth^ue imperiale (1860, 1863, 1864) und die sdt 1863 dort auj^estellte fBr die vorliegende Aufgabe besonders wichtige Sammlung des Herzogs von Luynes, aulserdem die durch seltene kiemasiatische Münzen ausgezeichnete Sammlung des Herrn W. H. Waddington, sowie die orientalischen Münzen des Grafen v. Yogfiö in Paris, in Berlin das König- hebe Mfinzkabinet, die Sammlung des Kammerherm v. Rauch und des Grafen v. Behr-Negendank, endlich in Turin die Königliche Sammlung für die betreffenden Gebiete durchgearbeitet, überall von den Besitzern und Beamten auf das Bereitwilligste und Zuvorkommendste unterstfizt Ich darf es nicht unterlassen bei dieser Gelegenheit allen diesen Gelehrten, besonders den Herren W. S. W. Vaux, Gh. Newton, F. W. Madden und R. S. Poole in London, den Herren Ghabouillet, E. Muret, W. H. Waddington und dem Grafen v. Yoguä in Paris, sowie Herrn v. Rauch, vor Allem ab« Herrn Dr. J. Friedl&nder in Berlin meinen Dank auszusprechen. Ebenso bin ich Herrn Dr. Hayd in Mfinchen für Mittheilungen über Münzen des dortigen Kabinets, Herrn Leemans in Leiden fär Wftgungen altägyptischer Goldringe des dortigen Museums und Herrn A. de Long- pörier in Paris für Wägungen eines im Louvre befindlichen assyrischen und einer Anzahl bis dahin unbekannter babylonischer Gewichtsstücke zu gro&em Danke verpflichtet

Das in den genannten Museen und in dw mir zugänglichen Litteratnr gesammelte Material findet sich in dem atn Schlüsse beigefügten Münz- verzeichnKis zusanmiengestellt Dasselbe umfabt nicht nur das asiatische Geld bis auf Alexander d. Gr. und wo es nöthig schien, darüber hinaus, sondern auch eine Uebersicht über die thrakisch- makedonischen Münzen, wozu die Darstellung der Verbreitung des babylonischen Gewichts Ver- anlassung gab, und überdies eine Zusammenstellung rhegimscher, sicili- scher, äginäischer und attischer Kupfersorten, auf die ich nicht umhin konnte bei der Geschichte des asiatischen Scheidegeldes näher einzugehn. Für die letzteren habe ich fast nur das Berliner, für die thrakisch- makedonischen, wie for die asiatischen Kupfermünzen daneben noch das Pariser Museum benutzen können. Was die Einrichtung des Münzver- zeichnisses selbst betrifft, so konnte und brauchte auf die ältere Litte- ratnr um so seltner zurückgegangen zu werden, da dieselbe für die asia- tische Numismatik wenig ergiebig ist und überdies in der Regel von dem Gewicht der Münzen absieht Dagegen sind Angaben über den Fundort, wo es möglich und nöthig war, und in dem Verzeichniis der asiatischen

YljT Yomdo.

Gold- nnd Weiüsgoldmfinzen eine nähere Bezeichnung der Farbe des Metalls beigefügt Der Augenschein kann zwar den Probirstein nicht ersetzen; dennoch lassen sich schon ans der Farbe des Goldes in Verbin- dung mit den gegenwärtig yorliegenden Analysen auf die Mischungs- verhältnisse der einzelnen Sorten wenigstens im AUgemeinen richtige Schlüsse ziehn. Zu den bereits bekannten Analysen habe ich noch einige neue hinzufügen können, die theils schon früher vom Herzog y. Luynes, theils für diese Arbeit von mir veranlafst worden sind. Da es in mancher Beziehung von Interesse ist zu wissen wie häufig die ein- zelnen Sorten und Nominale vorkommen, so habe ich in der Regel sämmt- liche in den grOCseren Kabineten befindliche Exemplare notirt und in das Verzeichnis aufgenommen^). Die Schwierigkeit, die darin liegt, neben den gemeinsamen PrägbUdem die dem einzelnen Exemplare eigenthüm- lichen Schrift- und Beizeichen aufzuführen ohne die Uebersichtlichkeit zu beinträchtigen, habe ich dadurch zu lösen versucht, dafs ich die letz- tem besonders markirte'). Eine vollständige Sammlung derselben zu geben, lag indefs außerhalb des Zweckes dieser Aufgabe, zumal da Magistrats- namen auf asiatischen Münzen kaum 50 Jahre vor dem Zeitpunkt, mit dem die Untersuchung absehliefst, auftreten. Dennoch sind diese sowohl wie die betreffenden Nebensymbole in der Regel überall beig^gt worden« Da nicht nur die Untersuchung selbst, deren erster Abschnitt bereits im Herbst 1862 vollendet war, sondern auch der Druck dieses Werkes eine längere Reihe von Jahren in Anspruch genommen hat, so haben sich hier und da Ungleichheiten in der Orthographie einzehier Eigen- namen eingeschlichen, die der Leser entschuldigen vdrd.

^) Die Ziffern, die das MünzverzeichnÜs unmittelbar hinter Brit Mos., Par. Mus. u. 8. w. auüührt, bezeichnen die Zahl der Exemplare, die von dem betreffen- den Gewicht sich in der bezüglichen Sammlung vorfanden.

*) Die den einzelnen Exemplaren eigentfatlmlichen 'Bei- und Sehnftzeichen sind stets in runden Klammem eingeechloss^iL

Berlin, den 20. Mai 1866.

J. Brandis.

Verzeichnifs der Quellen.

Uie luulptB&ehlicIurteii f&r daa MünzTeneichnilfi benutsten Werke und Sebriften sind folgende :

E. Beul^ Les monnaieB d' Äthanes, Paris 1858. gr. 8. rechnet, wie gegenwärtig alle Nu- mismatiker mit Ausnahme der englischeni nach dem Gramme.

O. Blau Beiträge zor phönikischen Münzkunde, Leipzig 1852 u. 1855.

De nummis Achaemenidarum Aramaeo - persicis, Lipsiae 1855. 4.

H. P.Bor r eil Notice sur quelques m^dailles Gb>ecques des rois de Chypre, Paris 1836

4. (ohne Gewichtsangaben).

Unedited antonomous and imperial Greek coins im Kumismatic Chronicle yoI. m, 103 ff. 133 f. vol. IV, 1 ff. V, 173 ff. VI, 1 15 ff. 187 ff. Vn, 45 ff. Vm, 2 ff. IX, 143 ff. X, 80 ff. XI, 87 f. rechnet wie alle englischen Numismatiker nach dem engl. Gh-ain zu 0.064799 Gr.

Catalogue of the collection of Greek, Roman, Byzantine and MedUaeral coins of the late H. P. Borrell of Smvma, London 1852. 8.

CadalreneBecueU de mödailles Cbocques, Paris 1828. 4. (ohne Gewichtsangaben).

C. Combe Nummorum veterum populorum et urbium qui in museo G. Hunteri asservantur descriptio, Londini 1782. 4.

Taylor Combe Vetenim populorum et regum numi qui in Museo Britannico adserrantur, Londini 1814. 4.

£• M. Cousin ^ry Voyage dans la Macödoine 1. 1. 2. Paris 1831. 4. (ohne Gewichts- angaben).

Du Mersan Description des mödaiUes antiques du cabinet de M. Allier de Haute- roche, Paris 1829. 4. (ohne Gewichtsangaben).

Sir Charles Fellows Coins of ancient Lycia, London 1855. 8.

C B. Fox Engrarings of unedi^d or rare Greek coins, London 1856. 1. 2. 4.

Catalogue of the unique collection of Greek and Roman coins formed in the Lerant by C. G. Huber, late consul - general for Austria in Egypt, London 1862. 8. W&gungen sind selten beigeftgt.

Catalogue of the collection of ancient Greek coins in gold, silrer and bronze, formed during a long of&cial residence in Turkey by the Cheralier N. lyanoff, Consul ge- neral for Russia at Smyma, London 1863. 8.

W. M. Leake Numismata hellenica: a catalogue of Gbeek coins, London 1854. 4. A Sup- plement to K. h. London 1859. 4.

Ch. Lenormant Essai sur les stat^res de Cyzique in der Rerue numismatique 1856. 7~ 46, 88 98, 152 163.

F. Lenormant Description des mödailles et antiquitös composant le cabinet de M. le Baron de Behr, Paris 1857. 8.

Essai sur le classement des monnaies d'argent des Lagides, Blois 1855. 8. Adrien de Longpörier Medaille inödite de Lyde in der Revue numismatique 1843.

5. 325 338. Monnaies du Serapöum de Memphis. TrouvaiUe de Myt-Rahineh in der Revue Numismatique 1861. S. 407—428.

H. de Luynes Essai sur la numismatique des Satrapies et de la Phönide toiiB lee rois Achaem^nides, Paris 1846. gr. 8. Supplement gr. 8.

Numismatique et inscriptions Cypriotes, Paris 1852. gr. 8.

2. YeneichmliB der Quellen.

J. Millingen BecueQ de quelques m^daiUes greoqnes inödites, Some 1812. 4. (olme Gewichtsangaben).

Sylloge of ancient unedited coins, London 1837. 4. (ohne Gewichtsangaben).

T. £. Mionnet Description de mödailles antiques Grecques et Bomaines, Paris 1806 1813. 6 voll 8.

Becueil des planches, Paris 1808. 8.

Snpplöment 1819 1837. 9 volL 8. Die Gewichte der in diesem Werk beschriebe- nen griechischen Münzen des Par. Mus. hat Mionnet in seinen: Poids de mödailles Grecques d'or et d'argent du cabinet royal de France, Paris 1839 zusammengestellt; er rechnet nach g^ains (= 0.0531 Gr.) und g^s zu 72 g^ains.

L. Müller Numismatique d' Alexandre le Grand, Copenhague 1855. 8. Planches 4.

Die Münzen des thrakischen Königs Ljsimachus, Kopenhagen 1858. 4.

C. T. Newton A history of discoveries at Halicamassus, Cnidus and Branchidae, London 1862. 8. YoL n. p. 1. S. 45. 60.

Travels in the Lerant, London 1865. 8. toL 11. S. 24 f.

Catalogue of the Northwick collection of coins and medals, London 1859. 8.

Catalogue of the entire Pembroke collection of Greek, Boman coins and medak^ London 1848. 8. Von Bürgen bearbeitet.

M. Pinder Geschichte und Uebersicht der Berliner Sammlung nebst erklärender Be- schreibung einer Auswahl von Münzen, Berlin 1851. 8.

Freiherr v. Prokesch-Osten Inedita meiner Sammlung autonomer altgriechischer ' Münzen in den Denkschriften der Kaiserl. Wiener Akademie der Wissenschaft. Wien 1854. S. 231 ff. Die Fortsetzung 1859. S. 302 ff. rechnet in der erstem Abhandlung (In. 1854) nach franz. grains, in der zweiten (In. 1859) nach g^os und grains.

Domenico Sestini Descrizione degli stateri autichi, Fireuze 1817. 4., rechnet nach Ducatengewicht zu 3.49 Qt, ; doch sind seine ungenauen Wägungen durch die Mit- theilungen Strebers bei Mommsen B. M. S. 4 f. überflüssig geworden.

Catalogue of the collection of coins and medaU formed by the late Thomas Thomas, London 1844. 8., tou Burgen bearbeitet.

üt^. S. W. Vauz On coins of Marathus im Numismatic Chronicle toI. XX. S. 84 100.

Yicomte de Yogüö Tetradrachme d'Azbaal roi de Byblos in der Bev. num. 1865. S. 217-219.

W. H. Waddington Mölanges de Numismatique et de Philologie, Paris 1861, Zusammen- stellung seiner Aufsätze aus der Bev. numism. 1856 1861. Neuere Abhandlungen desselben Verfassers in der Bev. numism. 1863. S. 217—241. und 1865. S. 1—28. 223 226.

Catalogue of Greek.coina the property of James Whitt all ofSmyma. London 1858. 8.

Inhaltsverzeichnifs.

Seite.

Erster Abschnitt. Das metrische System der Babylonier 1—40

I. Die ersten M&fsbestimmungen bis zur Entwicklung eines metrischen Systems 3 6

II. Das babylonische Sexagesimalsystem 7 16

III. Die Mafse der Sphäre und der Zeit 16 21

ly. Die Mafse des Raumes 21 26

V. Die Mafse der Materie 26 33

VI. Wechselverhältnirs der Mafse und Gewichte 33-38

Üebersicht über die asiatisch -griechisch -römischen Hohlmafse . . 39

Uebersicht über die Eintheilung der babylonischen Mafse ... 40

Zweiter Abschnitt. Geschichte des babylonischen Gewichts . . . . 41 160

I. Das babylonische Reichsgewicht 43 53

IL Modificationen in der Eintheilung des babylonischen Talents . . 53 61

III. Das babylonische Gewicht in der persischen und lydischen Reichs- prägung 61 72

IV. Der älteste Gold- und Silberverkehr in Vorderasien 72 83

y. Die babylonische Doppelwährung 83 105

VI. Geschichte des Fünfzehnstaterfufses und des schweren babyloni- schen Goldstaters in der Münzprägung 105—134

Üebersicht über die Maximalgewichte der nach dem Fflnfzehnstater-

fufs normirten asiatisch -griechischen Silbermünzen 134—137

VII. Geschichte des Zehnstaterfufses und des leichten babylonischen

Goldstaters in der Münzprägung 138-160

Dritter Abschnitt. Das asiatische Münzwesen bis auf Alexander den

Grofsen 161-385

I. Das asiatische Münzwesen vor Dareios 163—217

II. Das asiatische Münzwesen von Dareios bis auf Alexander den Grofsen 217—305

1. Die Gold- und Silberprägung 217—274

2. Die Kupferprägung 274—305

m Uebersicht über die im persischen Reiche geprägten Münzsorten . 305—385

1. m. daskylitische Satrapie 305—319

2. I. ionische Satrapie 319—348

3. IV. Satrapie. Kilikien 348—355

4. II. lydische Satrapie 355

^U Inhaltsyerzeichnib.

Seite.

5. y. Satrapie. Kypros, PfaOnikien and das Gebiet der Philistfier 855—378

Kypros 805—373

Phönikien 373—378

6. Die übrigen Satrapien des persischen Beiches 378—379

Schlufs 880—385

MÜNZVERZEICHNISS 386—594

I. Kleinasiatische Gold- und Silbermflnzen vor Dareios 386 102

1. Lydisches Reich 386—387

2^ Griechische Städte 387—402

II. Asiatische Gold- und Silbermttnzen von Dareios bis Alexander . 403—516

Ä, Eleinasiatische Goldmünzen 403—419

B. Die übrigen Münzen des persischen Reiches Ton Dareios bis

Alexander 420—516

j4. Groüskönigliches und Satrapengeld 420—431

B. Provinzialgeld 432—516

1. Silbermünzen der III. daskylitischen Satrapie 432—447

2. Silbermünzen der I. ionischen Satrapie und Goldmünzen der

Insel Rhodos und der karischen Könige 447—497

3. Silbermünzen der IV. Satrapie Kilikien ^ 497—501

4. Gold- und Silbermünzen der V. Satrapie Kypros und Phö- nikien 501-516

Anhanq.

1. Gold- und Silbermünzen von Thrakien und Makedonien . . . 517—548

2. Kupfermünzen des persischen Reiches 549

1. Grofskönigliches Kupfer 549

2. Städtisches Kupfer 550-574

1. III. daskylitische Satrapie 550—557

2. I. ionische Satrapie 558—573

3. IV. kilikisohe Satrapie . .......... 574

4. V. Satrapie 574

3. Kupfermünzen von Thr^ikien und Makedonien 575—583

a) Thrakien 575-579

b) Makedonien 579—583

4. Kupfermünzen von Aegina und Athen 583—584

Aegina 583—584

Athen 584

5. Kupfermünzen von Rhegion und Sicilien 585—591

Berichtigungen und Nachträge zu dem Münzverzeichnifs . . . 592-594

Berichtigungen und Nachträge zum Text 595—601

Register 602—622

Werthbestimmung der häufigsten asiatischen Münzsorten nach

heutigem Grelde 623

ERSTER ABSCHNITT.

Das metrische System der Babylonier.

\

L Die ersten Mafsbestiminungen bis zur Entwicklung eines

metrischen Systems.

Mafs imd Gewicht gehören in so hohem Grade zu den ersten und nothwendigsten BedfirMssen der menschlichen Gesellscbaft und die Erfindung derartiger Normen liegt so nah mid bietet sich so unmittelbar und natürlich dar, dafs ein Volk selbst auf der untersten Stufe der Civilisation sich kaum ohne diese Elemente denken läfst. Die einfachsten Mittel zu messen und zu wägen findet der Mensch in der Natur selbst. Zur Bestimmung der Länge und Breite eines Gegenstandes bot sich der Finger, die Hand, die Spanne, der Ann, der Fufs, der Schritt ganz yon selbst dar, zur Erfindung der Wage leitete die menschliche Gestalt ; was man zuerst auf den beiden Händen gegeneinander abgewogen hatte, legte man später auf die Schalen der Wage, die man dem eignen Körper ge- wissermafsen nachgebildet hatte; ein weitrer Schritt führte zur Ueber- tragung eines bestimmten, nicht wechselnden Fufs- oder Ellenmafses auf den Mafsstock, und zur Fixirung einer Gewichtseinheit, nach der man die Schwere der Gegenstände gleichmäfsig bestimmen konnte. Ebenso einfach und natürlich ergab sich die Eintheilung des Fufses in vier Hand- und sechszehn Fingerbreiten, wie wir sie z. B. bei den Griechen finden, aus der Vergleichung und Combination dieser beiden Elementarmafse ; dagegen setzt die duodecimale Eintheilung des Fufses, der wir in Italien bereits in einer frühen Entwicklungsperiode begegnen, einen Fortschritt und die Bildung eines bestimmten Zahlen- und Eintheilungsprineips Yoraus.

Ein mehr oder weniger bestimmt fixirtes Fufsmafs und Pfundgewicht wird sich daher bei allen Völkern, die auf einer nicht zu tiefen Cultur- stufe stehen, finden und bei ihnen wohl meist selbständig und unabhängig entwickelt haben; schwieriger war die Gonstruirung eines irgendwie

4 Das metriBche System der Babylonier.

exacten Hohlmafses, ein solches wird daher wohl in der Regel einer etwas hohem Entwicklungsstufe angehören.

Die beiden nahverwandten Stämme, welche sich auf der italischen und hellenischen Halbinsel festgesetzt haben, sind, wie man bestimmt nachweisen kann, jeder bereits im Besitz eines eigenthümlich ausgebil- deten Längen- und Gewichtsmafses gewesen, ehe sie unter einander oder mit dem phönikischen Kaufherrn in Verkehr traten.

Die älteste italische Gewichtseinheit, die Itbray das heifst die auf der ausgestreckten Hand schwebende Last^) mit ihrer duodecimalen UnterabtheUung ist ItaUen ebenso eigenthümUch wie der italische FuTs, auf welchen die gleiche Eintheilung Anwendung fand. Beide unterscheiden sich wesentlich von den ältesten metrischen Normen der Hellenen, die wiederum schon lange bestanden hatten, ehe die phönikischen Kaufleute in die griechischen Buchten einliefen und tyrische oder babylonische Teppiche und Gewänder nach babylonischer Elle, oder Kupfer, Eisen und Silber nach der babylonischen Mine, oder orientalisches Oel, Wein nnd Salben nach dem Kab, Bath oder Maris abwogen und verkauften.

Die homerische Zeit bedient sich schon der Wage, und ihr Pfund war das %dlav%ov» welches Wage und Last in einem Wort bezeichnet. Dasselbe war Ton geringem Gewicht und hat daher mit der spätem be- kannten gröfsten Gewichtseinheit nichts als den Namen gemein*). Auch die schon angeführte Eintheilung des Fufses in vier Hand- und sechszehn Fingerbreiten ist gewifs eine uralte hellenische Erfindung. Homer mifst kleinere Entfernungen nach Handbreiten {d^Qov) und Ellen (Tn^oiV)'), gröfeere Abstände nach Plethren oder Furchenlängen und Felder oder Gärten nach einem Flächenmafs (rt;^), welches wie das Plethron mit dem Bepflfigen des Ackers in Verbindung steht und den Raum bestimmt, welcher innerhalb eines bestimmten Zeitabschnitts mit

>) Vgl. Mommsen Rom. G. I S. 201. 3. Aufl.

») Vgl. Boeckh Metrol. Unters. S. 33. II. XXIII, 269 wird ab dritter Kampf- preis ein Kessel, als vierter 2 Talente Goldes angegeben, vgl. Pollux IX, 55. Haltsch Griechische u. Römische Metrologie S. 104, 4. Böckh giebt Aristoteles (SchoL B. zu d. a. St.) Recht, welcher meint, das homerische Talent sei ein ganz unbestimmtes Gewicht gewesen. Allein da stets eine bestimmte Anzahl von Talenten, bald 10 ai. IX, 122 XXIV, 232 XIX, 247 Od. IV, 129), bald 2 (D. XVUI, 507 XXIH, 269. 614 Od. IV, 526), bald 7 (Od. XXIV, 274 IX, 202) aufgeführt werden, so kann man daran nicht wohl denken.

>) Vgl. Hnltsch S. 33 Anm. 2. 3. S. 35 Anm. 13.

Aelteste UatM in Itaiien mid Hellu, metrisdie Syfteme. g

dem Pfluge bestellt werden kann^). Bei Hesiod finden wir anfser der Handbreite ond Elle noch den Fufs und die Spanne in Gebrauch').

Alles dies sind eigenthnmlich hellenische Nonnen, die erst später bis auf den Namen des Plethron und die alte Eintheilung des Fufses und der Elle den orientalischen Hafsen gewichen sind.

Ebenso wie bei den griechischen und italischen Stämmen wird es ursprfinglich auch bei allen übrigen Völkern der alten Welt gewesen sein, und jedes schon sehr frfih seine mehr oder weniger genau fixirten metrischen Normen gehabt haben. Allein von diesen bis zu einem durch- gefShrten metrischen System ist noch ein weiter Schritt. Wenn auch erst am Ende des vorigen Jahrhunderts während der französischen Re- Yolution der Versuch, ein solches auf rationeller Basis aufzubauen, ge* macht und durchgeführt worden ist, so hat man doch bereits mehr als dreitausend Jahre vorher in Babylon eine Ordnung der Mafse und Ge- wichte ausgebildet, welcher die Principien, denen das metrische System der Franzosen folgt, nicht ganz fremd erscheinen und deren Formen selbst in Frankreich zum Theil noch heute in Gidtigkeit sind.

Es ist bekannt, daCs das französische System um eine natürliche onveränderliehe Hafseinheit zu gewinnen, von der Messung eines Qua- dranten des Erdmeridians oder der Entfernung des Pols vom Aequator ausging, den zehnmiUionsten Theil desselben zur Einheit des Längen- mafses, demM6tre, erhob, das Gramme oder die Gewichtseinheit nach dem Gewicht eines Gubik-Centimeters destillirten Wassers von der Tem- peratur thauenden Eises bestimmte, für die Quadrat-, Körper- und Hohl- mafse ebenfalls den Ausgangspunkt im Meter fand und die Rechnung mit allen diesen Gröfsen durch die Durchfuhrung der Decimaltheilung

0 niU^QOif n. XXI, 407 Od. XI, 577. Das aus der ywj abgeleitete urgttyvov Od. XVIII, 374 ist nach des Dichters Voratellang ein Stück Land, welches unter normalen Ver- hältnissen in einem Tag bepflügt werden kann und mals nach Eustathios Erklärung zu Od. VII, 113 eine yini im Quadrat Hesychios und Etymologicum m. p. 242, 21 erklären yv^ mit tüJ^^ov, wahrscheinlich der ähnlichen Wortbedeutung wegen ; da* gegen bestimmt der Schol. zu Hom. II. IX, 579, wo ein ufAtvog neynjxoyroyvoy vor- kommt, das MaTs auf etwas weniger als 10 Klafter = 60 Fufs. Es ist nicht zu er- warten, dafs das MaTs mit einem der spätem Längenmafse genau übereinstimmte, da es bei der Reduction des alten hellenischen Fufses nach dem babylonischen und der Einführung der darnach justirten Längenmafse übergangen wurde und sich nur hier und da wie in Herakleia am Siris (vgl. die Tafeln von Herakleia G. J. III, 711) in der ursprüngliohen Gestalt in (Gebrauch erhielt.

*) Hesiod. fgya xat ^fUQa» v. 422 l Holtaob S, 33, Anm. 2.

g Das metrisohe System der Babylonier.

verein&ehte. Die Absicht eine natfirliche feststehende Einheit allen Mafsen und Gewichten zu Grunde zu legen, ist auch bei diesem System nicht erreicht worden^), die eigentliche Grundlage desselben ist die alte Toise geblieben und genauere Erdmessungen haben seitdem ganz andre Bestimmungen des Erdquadranten ei^eben. In dieser Beziehung ist die neuere englische Mafsregulirung, welche auf der Messung der Länge eines Pendels, der in einer gegebenen Breite unter bestimmten Vor- aussetzungen Secunden angiebt, basirt ist*), zweckmäfsiger Yerfahren. Den y ortheil, welchen es hat, aOe Mafse auf dieselbe Einheit zu be* gründen, haben die beiden genannten Systeme nnter einander nnd mit den meisten jetzt gfiltigen Mafssystemen gemein; dagegen zeichnet sich das französische System Tor aOen andern durch seine bequeme dedonale Theilung aus und verdankt dieser seine stets wachsende Verbreitung.

Grade hierin wird es aber durch das erste metrische System, wel- ches überhaupt diesen Namen verdient, durch das, welches die Babylo- nier ausgebildet haben, übertroffen. Denn das babylonische Eintheilung»- princip ward nicht nur auf die Mafse des Raumes und der Materie, sondern auch auf die der Zeit angewandt, for welche es sich bis auf den heutigen Tag siegreich behauptet hat, und die Zahl, auf der es be- ruht, verdient für den praktischen Gebrauch beim Wägen und Messen durch ihre mannigjEaltigere Theilbarkeit vor der Decimale den entschie- denen Vorzug.

Auch die Idee Flächen-, Hohlmals und Gewicht auf eine und die- selbe Einheit zu begründen und so die eine Norm durch die andere zu controlliren, ist wahrscheinlich den Babyloniem nicht fremd gewesen. Dafs sie dabei von einer natürlichen, jederzeit wieder herzustellenden Bestimmung ausgegangen seien, läfst sich freilich nicht nachweisen. Indefs kann man bei Erwägung aller in Betracht kommender Momente diä Ver- muthung nicht unterdrücken, dafs sie auch hierzu einen wenn auch un- vollkommenen Versuch gemacht haben.

0 Dove, üeber Mafo und Messen. 2. Aufl. Berlin 1835. S. 12 £ „Von dem mötre vrai et definitif kann man daher nur sagen, dafis es em gesetzlich bestimmter Theil der Toise du Pöron ist, welcher naheningsweise dem sehnmillionsten Theil des Erd- quadranten gleich ist Die Grundlage des neuem finnzösischen MaCses ist daher die Toise geblieben.

«) Dove S. 33 f.

Stros und SostM.

n. Das babylonische Sexagesimalsystem.

Wir gehen zanäehst auf ihr Einthefliragsprincip nfther ein. Die babylonische Weise die Zahlen zn benennen ond zu bezeichnen war we- sentlich dieselbe wie die der übrigen Völker der alten Welt; sie beruhte wie die der Semiten, Griechen and Bömer auf der Decimale; die Bßr bylonier besafsen besondere Zeichen fftr Eins, Zehn, Hnndert, Tausend und druckten alle Zahlen durch die Vervielfältigung dieser Zeichen aus^). Unsere Rechnung nach dem indisch -arabischen Zahlensystem kannten sie aber eb^sowenig wie die eben genannten Völker. Da- gegen haben sie ein anderes arithmetisches System ausgebildet, welches auf der Grundzahl 60 beruht und wie das sogenannte dekadische System jedem Zahlzeichen einen von seiner Stellung abhängigen Werth giebt Hiemach waren ihre Rechentabellen eingerichtet und sämmtliche Mafse des Raumes , der Zeit und der Materie ^ eingetheilt Wir kennen noch die Namen der beiden ersten Rangstufen dieser Ordnung, in welcher die Einheit jedes folgenden Ranges das 60 fache des vorhergehenden beträgt. Es ist der Soeeos, welcher 60 und der Saroa^ welcher 60 X 60 oder 3600 Einheiten in einem Ausdruck zusammenfafst. Während die Stufenleiter des Decimalsystems von Eins zu Zehn, von Zehn zu Hun- dert, von Hundert zu Tausend u. s. w. fortschreitet, und durch die den Zahlen angewiesene Position angedeutet wird, zu welchem Range jede einzelne Ziffer gehört, nimmt das Sexagesimalsystem der Babylonier die Zahl 60 als Grundzahl an, bildet jeden folgenden Rang durch die Multi- plication des vorhergehenden mit jener Grundzahl, schreitet daher von 1 zu 60, von 60 zu 3600, von 3600 zu 216000, von 216000 zu 12960000 u. s. w. in geometrischer Progression fort und weist jeder Zahl ihren Rang durch ihre Stellung an.

Zunächst finden wir dies System auf dem Fragment einer assy- rischen Zahlentabelle angewandt, welche sich im Britischen Museum be-

1) Ueber die Zahlzeichen für 1 und 10 vergl. die TabeUe auf S. 8, für die hohem den babylonischen Text der Inschrift von Behiston in Bawlinson's Memoir on the Babylonian and Aasyrian InscriptionB Journal of the R. As. Soc. vol. XIV, 1 z. B. Un. 56. und Norris Memoir on the Scythic Version of the Behistun Inscription. S. 77 a. a. 0. vol. XV. Ueber die Zahlwörter vergleiche die in der folgenden Anmer- kung angeführte Schrift von Rawlinson S. 219 und Oppert, Elements de U gram* maire assyrienne. Paris 1860. S. 32 ff.

g Dm metrisohe Syttem der Babyloider.

findet und von Sir H. Rawlinson entziffert worden ist^). Anf derselben werden die Quadrate von 1 bis 60 angefahrt, die GrOfeen nach Saren, Sossen und Einem abgetheilt und der Rang jeder Ziffer durch ihre Po- sition bestimmt, so da& zum Beispiel dasselbe Zeichen zugleich 1 , 60 und 3600 ausdrückt.

Ein Blick auf die letzten Reihen dieser Tabelle, welche hier mit einigen erklärenden Zusätzen wiedergegeben werden, genfigt, um sich ▼on der eigenthümlichen Logistik der Babylonier einen B^;riff zu bilden.

(SoBsos) (Einer) Qnadnft von (Einer)

(52x60 + 16 = 3136 = ) ?/ H < fflf ^} ^^^ fflf (=56«)

(54x60 + 9 =3249=) <// V |RR[ *P? ^/<^ W ( = «»)

(56x60 + 4 =3364=) <// |ff V »^^ <^/ ]RR[ (=68»)

(68X60 + 1 =3481=) <<<^ JJf J _ Vp] ^<<< ffif ( = 59*)

(Saros) (SoaM»)

(60X60 = 3600=) y Spl y (=60«)

^) Journal of the Boyal As. Soc. XY. Notes on the early history of Babylonia. S. 218 f. Rawlinson bemerkt S.219 schon ganz richtig: „there was probably also a higher number in the next ascending series of 60 beyond the 8ar, which gave as its prodnot 216,000 and two of these peribds oonstitnted the antedünTlan oyole of BerosnSi compnted by Synoellns at 432,0(X) years ; *^ aber da(s dieser ganzen Rechnongsmethode ein dem dekadischen analoges 2iahlensystem zu Gründe liegt, welches auf derselben Basis bis ins Unendliche aufsteigend und absteigend fortschreitet, ist ihm eben so wenig in den Sinn gekommen, wie der Zusammenhang, der zwischen diesem System und der babylonischen Einthdlung der HaTse besteht. Oppert hat, wie fol- gende Mittheilung Bawlinson*s zeigt, „Mons. Oppert eommonicated to me lastyear a theory, which he has probably published before thiSy that the use of the Soss, Ner and Sar originated in the minor divisions of time. The Soss he supposed to be the honr of 60 minutes, the Ner the day of 10 hours (?); and the Sar the month, containing 60 of these 10-hour periods,** zuerst an die Analogie des Sossos mit den 60 Theilen der Stunde gedacht, aber den Sossos und Saros als Gröüsen eines Zahlensystems nicht erkannt Seine Darstellung in seinen ^löments de la Grammaire Assyrienne. Paris 1860. S. 34 trifft auch das Wesen der Sache noch nicht: „Le mot ^^\tf s'em- ploie aussi pour soixantüme, et c*est dans cette acception qu'il paratt ordinairement. CTest ainsi que sumu, impliquant le sens de mimde, est devenn le prototype du S0SS09 des Grecs. Dans la notation des Babyloniens, les fractions s'exprimaient en soUganükMa; on lyontait dans les nombres mixtes du nombre entier nn aatre chiiBre

Redmimg OMh dem Sezagesiiiudfystem. 9

Offanbar labt sich hier nur ans der SteUnng der Ziffern erkennen, was Saros, Sossos oder Einer ist, nnd ihr Rang wird einfach durch das Nebeneinanderstellen der ZaUenreihen so bezeichnet, daCs die Ziffern der hohem Ordnung links von denen der vorhergehenden stebn. Natfirlich kann dies Verfahren bis ins Unendliche hin fortgesetzt werden nnd die Zahl 13,402,935 wfirde z. B. danach folgendennafsen zu schreiben sein:

4 Rang. 3. Rang. 2. Rang. 1. Rang. Einer.

(Saros) (Sossob)

Dieselbe Methode läfst sich auch ebenso gut von der Eins abw&rts verfolgen, wenn man dieselbe geometrische Progression absteigend bildet imd sie nach den Potenzen von w fortschreiten läfst Es wird nur darauf ankommen die Einheit, von der ausgegangen wird, zu markiren und im Uebrigen die Stufen ebenso auf einander folgen zu lassen, wie bei der an&teigenden Reihe. Danach würde man die Gröfse 2iriioia so aus- drucken:

Einer. I.Rang. 2. Rang. S.Rang.

To 3600 a ifooo

IT <^<r ?<<n

Es ist bekannt, dafs die spätem griechischen Astronomen bei ihren Berechnungen sich dieser Methode bedient haben. Dieselbe wird bereits von Geminos (77 v. Chr.) und zwar in Verbindung nüt den altbabyloni- schen Untersuchungen über die mittlere Bewegung des Mondes erwähnt und angewandt'). Sie stammt daher, wie auch die oben angeführte ninivitische Zahlentabelle bestätigt, von Babylon her. Dafs sie allgemeine Verbreitung erhielt und noch heute im Gebrauch ist, wird der Autorität des Ptole- maeos zuzuschreiben sein, der sie zur Ausführung der für die griechische Logistik ebenso schwierigen wie weitläufigen Bruchrechnung sehr bequem

qoi ^tüt le numörateur d*une fraction avec le dönominatenr 60. Ainsi 20 40 veut dire 12-$^ s= 12| etc. Nous ne savons pas si </